Le rapport de force

entre l'homme et la nature à l'exemple du cas alpin


Die Darstellung der natürlichen Umwelt ist seit dem Ursprung der Kunstgeschichte im Rahmen zahlreicher Studien durch die ästhetische Kategorie der Landschaft erforscht worden. Da der traditionelle Begriff der Landschaft ausschliesslich auf dem Sehsinn basiert, setzt er jedoch eine Distanz zwischen wahrnehmendem Subjekt und wahrgenommenem Objekt voraus, wobei dem sehenden Subjekt eine Position der Dominanz zugeschrieben wird. Die Dringlichkeit, die Grenzen dieser Perspektive zu revidieren und die Darstellung der kulturellen, soziologischen und politischen Komplexität des Wechselspiels zwischen Mensch und Umwelt auch von einer nicht anthropozentrischen Perspektive zu berücksichtigen, hat in der kunsthistorischen Forschung bisher kaum Aufmerksamkeit erfahren.

Durch ausgewählte Fallstudien untersucht das Dissertationsprojekt die historischen Transformationen in der Verbildlichung des Kräfteverhältnisses zwischen Mensch und Natur am Beispiel der Gebirgsumwelt vom 18. Jahrhundert bis heute. In einem ersten Schritt wird die historische Definition der Landschaft unter Berücksichtigung der neuesten environmental studies in Frage gestellt. Auf der einen Seite wird die physiologische Auseinandersetzung des Künstlers mit der alpinen Umwelt untersucht. Es wird analysiert, wie die Rolle der Mobilität in den Bergen und die Veränderung der Wetterumstände zur Entstehung der Werke beitragen und wie die körperliche Anstrengung des Wanderns sich ins Bild überträgt. Auf der anderen Seite erforscht die Studie, wie die Künstler die direkten und indirekten Effekten menschlicher Aktivitäten auf die alpine Umwelt – von der Entwicklung des Tourismus bis zu den heutigen ökologischen Problematiken wie dem Klimawandel – in ihrem Werk reflektieren. In der Tat sind heutzutage die Gebirge einer der Orte der Welt, in denen sich die Effekte der globalen Erwärmung am deutlichsten manifestieren.

Die Alpen werden auch in einer globalen Perspektive problematisiert und den Wettlauf zur künstlerischen Exploration der Anden und des Himalayas als koloniales Unternehmen gelesen. Ausgehend vom langfristigen Einfluss des deutschen Wissenschaftlers Alexander von Humboldt, analysiere ich die Notwendigkeit für europäische und amerikanischen Künstler, eine spezifische visuelle Sprache zu entwickeln, wenn sie die Umwelt einer vorher unbekannten Bergregion abbilden möchten.

Ziel des Dissertationsprojektes ist es, einen neuen Beitrag zum Verständnis des Wechselspiels zwischen Kunst und Natur in der Moderne und der Gegenwart zu erarbeiten. Dabei strebt es zugleich auch an, bedeutende Veränderungen in den ästhetischen und kulturellen Kategorien dieser Epochen (Natur, Landschaft, Milieu usw.) zu markieren, die den Transformationen in der Vorstellung der natürlichen Umwelt entsprechen. Für die grosszügige Förderung der FAG Basel während der Abschlussphase des Projektes bedanke ich mich sehr.

Dissertationsprojekt von Gilles Monney