Magnesium

ein Booster für das immunologische Gedächtnis


Unser Körper steht unter Dauerbewachung: Tag und Nacht patrouillieren Immunzellen durch unseren Organismus auf der Suche nach potentiellen Krankheitserregern oder entarteten Krebszellen. Dieser kontinuierliche Vorgang geschieht, ohne von uns wahrgenommen zu werden. Erst beim Versagen der körperlichen Abwehrmechanismen, im Falle von Infektionen oder Krebs, realisieren wir auf schmerzhafte Art und Weise deren Wichtigkeit. Auf ihren Patrouillengängen sind Immunzellen unterschiedlichsten Bedingungen ausgesetzt: Vom reissenden Strom in Blutgefässen, über zu nähr- und sauerstoffarmen Geweben, bis hin zu von Grippeviren angegriffenen Lungenbläschen. Die Einsatzorte von Immunzellen könnten unterschiedlicher nicht sein und die jeweilige Anpassung an die entsprechenden Mikromilieus stellen Immunzellen vor grosse Herausforderungen.

Erst in den letzten Jahren rückte die Erforschung der Zusammensetzung der jeweiligen Mikromilieus (Sauerstoffgehalt, Verfügbarkeit von Nähr- oder Mineralstoffen usw.) in den Fokus der Wissenschaft. Man fand heraus, dass sich Mikromilieus nicht nur von Organ zu Organ unterscheiden, sondern auch zwischen gesundem und krankem Gewebe. So konnte beispielsweise gezeigt werden, dass Tumorzellen in hohem Masse Nährstoffe, wie z.B. Zucker, konsumieren, welche somit den tumorbekämpfenden Immunzellen nicht mehr zur Verfügung stehen. Dies hat zur Folge, dass die Funktionsweise der Immunzellen gehemmt wird und die Tumorzellen unkontrolliert weiterwachsen können. Die Verfügbarkeit sowie die Zusammensetzung der Nähr- und Mineralstoffe in Mikromilieus stellt dementsprechend eine kritische Grösse für die Schlagkraft von Immunzellen dar. Dieses Wissen ermöglicht neue Therapiemöglichkeiten.

In meiner Doktorarbeit untersuche ich die Verteilung von Magnesium in verschiedenen Mikromilieus sowie die Rolle dieses Minerals für die Funktionsweise von Immunzellen. Ein Magnesiummangel ist relativ häufig und betrifft rund 2% der Gesamtbevölkerung. Entsprechende Risikofaktoren sind zum einen der übermässige Konsum von industriell hergestellten Lebensmitteln (Instantfood) sowie der unzureichende Verzehr von Früchten und Gemüse. Da die Magnesiumkonzentration nur selten routinemässig in Blutuntersuchungen bestimmt wird, stellt der Magnesiummangel der am häufigsten unterdiagnostizierte Mineralstoffmangel dar. Obwohl Magnesium ein lebenswichtiges Mineral ist, weiss man immer noch relativ wenig über dessen Relevanz für Immunzellen bzw. dessen Verfügbarkeit in verschiedenen Mikromilieus.

Ich konnte im Rahmen meiner Doktorarbeit zeigen, dass insbesondere die Funktionsweise einer Unterart von Immunzellen, nämlich der Gedächtnis T-Zellen, stark von Magnesium abhängt. Sind nur unzureichende Mengen von Magnesium in der Umgebung vorhanden, ist die Funktionstüchtigkeit dieser Zellen stark eingeschränkt. Das hat zur Folge, dass im Falle einer bakteriellen Infektion, die Krankheitserreger nicht gleich effizient bekämpft werden können. Stellt man Gedächtnis T Zellen, die sich in einem Magnesium-armen Mikromilieu befinden, zusätzliches Magnesium zur Verfügung, kann die Immunantwort dieser Zellen verbessert und somit die Infektion signifikant besser bekämpft werden. Diese Erkenntnis ermöglicht nicht nur neue Therapiemöglichkeiten, sondern weist auch auf die Wichtigkeit von regelmässigen Magnesiummessungen hin. Ich möchte an dieser Stelle der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft meinen aufrichtigen Dank für die grosszügige Unterstützung meiner Arbeit aussprechen.

Dr. med. Jonas Lötscher