Flora beider Basel

Forschungsprojekt


Wieso ändern sich die Verbreitungsgebiete wild wachsender Pflanzen ständig? Wann und wo erscheinen in einer Region neue Arten und verschwinden andere? Welche Arten müssen zukünftig geschützt werden und welche Rolle spielen Klimawandel und veränderte Landnutzung? Das Beantworten dieser Fragen setzt eine solide Datengrundlage der aktuellen Verbreitung von Pflanzen voraus – und zwar von allen Arten: häufig oder botanische Rarität – in einer Form, die statistische Auswertungen erlaubt. Individuelle Standorte von Arten müssen dabei einzeln vermerkt werden. Eine solche Datengrundlage ist aber für die Region Basel überraschend lückenhaft, trotz einer der weltweit längsten Tradition an botanischer Forschung. Diese geht zurück auf den ersten Basler Universitäts-professor für Botanik, Caspar Bauhin (1560–1624), sein Herbarium und seine Lokalflora, die 1622 publiziert wurde und dieses Jahr das 400. Jubiläum feiert. Ausführliche floristische Erhebungen in der Region Basel lie- gen bereits Jahrzehnte zurück und beschränken sich auf Sammelangaben für grösseren Gebiete (naturräumliche Flächen oder politische Einheiten), anstatt auf Einzelbeobachtungen. Wertvolle Daten neueren Datums (2018) gibt es z.B. fürs Oberbaselbiet oder unzugänglich in den Notiz- büchern erfahrener Laienbotaniker und in Schubladen von Ökobüros und politischer Verwaltung. Das Projekt «Flora beider Basel» hat als Ziel diese Wissenslücken für die Region Basel zu schliessen und setzt dabei auf Citizen Science: das Projekt will das in der Region vorhandene botanische Wissen aktivieren, Artkenntnisse fördern, unzugängliche Daten erschliessen, und möglichst viele interessierte, floristisch ausgebildete Personen rekrutieren. Zur Betreuung der Freiwilligen wurde der Geschäftsführer Ramon Müller angestellt und ein Verein gegründet, der neben den Herbarien Basel am Departement Umweltwissenschaften der Universität, auch von Partnerorganisationen wie Pro Natura Basel, Pro Natura Baselland, den Basellandschaftlichen Natur und Vogelschutzverein, und der Basler Botanischen Gesellschaft getragen wird. Seit dem Start des Projekts im Sommer 2021 beteiligen sich schon 58 Freiwillige aktiv am Projekt, welche gemeinsam 9900 Fundmeldungen für das Projekt getätigt haben.

Im Projekt wird eng mit dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora, Info- Flora, zusammengearbeitet. InfoFlora liefert die für die Datenerhebung benützte Smartphone-App. Das Design der Datenerhebung richtet sich nach der nationalen Strategie für das Kartieren der Schweizer Flora. Dabei werden 100 × 100m-Quadrate strategisch ausgewählt und daraus alle beobachteten Arten gemeldet. Eine durchschnittlich erfahrene Freiwillige kann in einem Tag ein Quadrat bearbeiten. Dank dieser Zusammenarbeit ist die langfristige Verfügbarkeit der Daten für die aktuelle und zukünftige Forschung gesichert. So entsteht eine solide Datengrundlage um historische, aktuelle, und zukünftige Wandel wild wachsender Pflanzen zu verstehen.

Dr. Jurriaan M. de Vos, Leitender Kurator Herbarien Basel, Departement Umweltwissenschaften, Universität Basel